Mittwoch, 16. Dezember 2009

Krieg und Frieden



Zu dieser Satire gehört natürlich auch eine ernstere Kritik, die ich vollends unterstütze. Wir befinden uns im Krieg - das ist ein nicht wegzudiskutierendes Fakt, auch nicht dann wenn man die Definition von Krieg ändert. Deutschland wird aller Wahrscheinlichkeit nach nie mehr in einem "klassischen" Krieg Staat gegen Staat verwickelt werden. Die Definition von Krieg ist auch nicht die militärische Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten - das ist ein kapitaler Denkfehler. Kriege gab es schon lange vor Staaten und nicht alle Kriege fanden zwischen Staaten statt. Dies stellt sowohl die Konsistenz als auch die Existenz der Bundeswehr in Frage. Aber niemand mag an einer so ehrwürdigen Institution zu wackeln. Die Kriege der Gegenwart und der Zukunft werden gegen paramilitärische Kämpfer geführt. Dadurch ist das aber nicht weniger Krieg.

Traurig ist dabei, dass die Politik in Zusammenarbeit mit den Medien das Ding nicht beim Namen nennt, reflektiert und sich einmal fragt warum "wir" dort kämpfen und ob der Krieg wirklich gerecht ist. Aber was ist ein gerechter Krieg? Wie Aristoteles schon sagte darf der Krieg keinen Selbstzweck haben. Man könnte in Afghanistan einen gerechten Grund nennen, doch ist das was dort geschieht wirklich eine humanitäre Intervention? Für mich sieht das aus wie der erzwungene Aufbau einer Demokratie. Dabei wird nicht bedacht, dass der Prozess in dem ein Volk die Demokratie verinnerlicht, langwierig ist und selbstgewollt sein sollte. Viele vergleichen Deutschland nach dem 2. Weltkrieg mit Afghanistan. Dem ist aber nicht so, die Deutsche Gesellschaft war im Vergleich zu der mittelalterlich anmutenden Kultur Afghanistans emanzipiert und Demokratie-erfahren. In Afganistan, einem Land das von alten Hierarchien und feudalen Machtverhältnissen geprägt ist, kann man nicht innerhalb von wenigen Jahren und schon gar nicht mit militärischen Mitteln eine Demokratie nach unserem Verständnis errichten. Und das dabei keine Demokratie sondern eine korrupte Demokratur entsteht haben die Wahlen kürzlich erst gezeigt.

Wie Chris schon schreibt, geht es dort nicht um Brunnen bauen, dass sollte selbst der Leichtgläubigste einsehen müssen. Also ist der Krieg gerecht? In Darfur gibt es genug Gründe für eine militärische humanitäre Intervention, in Afghanistan und dem Irak gab es die im Vergleich nicht. Dennoch finden unsere Politiker seit 8 Jahren gerechte Gründe. Vielleicht ist das provokativ, meine Meinung dazu: In der Frage von Krieg und Frieden gibt es eine unbeliebte aber einer Demokratie würdige Option: Die Demut und die Zurückhaltung. Unsere Demokratie ist war stark genug um dem internationalen Terrorismus zu trotzen. Denn unsere Werte sind stärker als deren Terror. Jetzt haben wir uns alongside mit den USA auf das Niveau der Terroristen herabgelassen, uns provozieren lassen und sind mit ihnen in den Ring gestiegen. Damit haben wir schon verloren bevor der erste Schuss fiel. Doch eins ist gewiss, und auch hier widerspreche ich den Politikern: In Afghanistan wird der Gegner den längeren Atem haben als unsere Bundeswehr! Irgendwann wird man mangels politischen Willen zusammen mit allen anderen westlichen Kriegsbeteiligten abziehen. Natürlich wird es ein Sieg sein, Afghanistan, und das werde ich auch eingestehen, wird vom wenigen injizierten Wohlstand profitieren und vielleicht wird der Terror auch wirklich zurückgehen. Doch was die Sieger vergessen werden, in all ihrer Feierlaune ist, dass die Fundamentalisten und ihr Gedankengut dort weiterhin auf fruchtbaren Boden fallen wird und das Problem nicht an der Wurzel gepackt wurde. Denn Traditionen verändert man in so einem Land nicht per Krieg und die Strukturen für eine Demokratie lassen sich so nicht errichten. Trotz wehender Fahnen und Marschmusik wird das ein weitere Krieg sein, den man verloren haben wird - und tausende Menschen mit ihrem Leben bezahlt haben werden.

[Bildquelle Chris / www.fixmbr.de]

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