Mittwoch, 11. März 2009

Amok

Jetzt, nach dem brutalen Amoklauf eines 17 Jährigen mit 16 Toten, werden sie wieder alle fachsimpeln, was Grund und Anlass für die Tat gewesen sein könnte. Der Schuldige ist natürlich auch wieder schnell gefunden: Computer- und Videospiele natürlich, vielleicht auch noch Gewaltvideos. All jenes wird man im Kinderzimmer des Jugendlichen finden - wie in den Kinderzimmern von sicherlich den allermeisten Jungen in diesem Alter, aber das wird natürlich wieder unterschlagen. Mir graut es jetzt schon vor den Berichten und Reportagen, den Politikern die brechreizfördernde Vorschläge absondern, bei denen sich mir die Zehennägel kräuseln werden.

Ich stelle einfach mal Fragen, die Michael Moore so anschaulich in Bowling for Columbine stellte: Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen Amokläufen/Morden und der einfachen Verfügbarkeit von Schusswaffen? Oder ist am Ende sogar Bowling schuld an dem Blutbad?

Vielleicht findet man hier einen Zusammenhang, ich zitiere aus SpOn:
Die Waffe, es soll sich um eine Pistole der Marke Beretta gehandelt haben, nahm er aus dem legalen Waffenarsenal seiner Eltern.
Und weiter heißt es:
An den Umgang mit Waffen war er offenbar gewöhnt, zumindest der Vater sei Sportschütze, sagte ein Bekannter K.s SPIEGEL ONLINE. Tims Vater besitzt insgesamt 15 Schusswaffen. Bei einer Durchsuchung des Hauses wurde festgestellt: Eine fehlte.
Wenn jetzt also wieder loskrakehlt wird, man sollte doch Gewalt aus unseren Unterhaltungsmedien verbannen, dann sollten sich jene Waffenlobbyisten ... äh ... Volksvertreter ... nein ... Großmäuler Gedanken über die Waffengesetze in Deutschland und Europa machen. Zwar handhaben wir Waffengesetze weitaus strenger als überm Teich, doch es gibt zahlreiche Ausnahmen legal Waffen zu besitzen.

Der jugendliche Amokläufer von Bad Reichenall, der von Erfurt und andere waren entweder selber im Schützenverein oder es war der Vater. Alle konnten mit Waffen umgehen und die Tatwaffen waren zumeist legal erworben. Warum, warum nur gibt es überhaupt Waffen in den Händen von Privatpersonen? Gegen illegale Waffen kann man nur bedingt etwas tun, doch man könnte generell ein Verbot von Waffen aussprechen, die nicht dienstlich verwendet werden. Ganz einfach, ein paar Abstimmungen, noch ein paar Unterschriften und aus die Maus. Niemand braucht Waffen, sie sind völlig nutzlos. Schützenvereine können immer noch mit Luftgewehren ihrem Hobby fröhnen, niemand braucht eine Beretta oder eine Pumpgun, schon gar nicht legal.

Hat eigentlich schon jemand die Verbindung von Schützenvereinen und Amokläufen näher untersucht? Nicht wirklich, aber es gibt wenigstens ein paar wenige Journalisten, die sich Gedanken darüber gemacht haben. Aus diesem Artikel zitiere ich aber etwas ganz anderes:
Bei Peyerl wurden Computerspiele beschlagnahmt, es wurde aber nie bekannt gegeben, welche es waren. Michael F. und Adam Labus scheinen keinen Computer benutzt zu haben. Bei Robert Steinhäuser wurden jetzt [extern] Computerspiele beschlagnahmt, bei denen gewinnt, "wer sich mit Waffengewalt den Weg bahnt". Das kann Kingpin sein, Counter Strike oder Tomb Raider.

Computerspieler wissen nicht wie man Waffen einsetzt. Ich lade meine digitale Waffe mit einem Druck auf die "R"-Taste auf, R wie Reload. Ich weiß nicht wie man ein Magazin aus der Waffe nimmt, wie man ein neues einsetzt. Ich ziele mit einer einfachen Mausbewegung und mit Hilfe eines eingeblendeten Fadenkreuzes, nicht mit einer Kiloschweren Waffe über Kimme und Korn. Ich drücke auf den Mausknopf um den digitalen Opponenten zu liquidieren, ich betätige keinen Abzug und spüre auch keinen Rückschlag. Aber am allerwichtigsten, so blutig der digitale Gegner auch seine digitale Welt verlässt, kein echter Mensch stirbt dabei! Schützenkönige jedoch wissen all dies, sie wissen mit Waffen umzugehen, damit zu zielen und sie abzufeuern...

Die werten Herren Politiker (allen voran aus der CDU/CSU) attackieren zumeist nur die Computerspiele(r). Weil sie sie nicht verstehen und weil sie Angst vor ihren konservativen Stammwählern aus bayrischen Schützenvereinen haben - die will man ja schließlich nicht verprellen. Und natürlich weil die Waffenindustrie ein gigantischer Wirtschaftsfaktor ist, aber das ist ein anderes Thema.

So viel dazu.



Nachtrag (12. April 2009): Mittlerweile gab es noch zwei Gewaltverbrechen die ein wenig in dieses Schema passen.
  • In Landshut eskalierte ein Erbstreit vor Gericht, ein 60 Jahre alter Mann erschoss zwei Menschen und verletzte zwei weitere, bevor er sich selbst richtete. Und ratet, die Großkalibrige Magnum war im legalen Besitz des Täters. Ach, und er war Sportschütze!

  • Ein Vierfachmord am Karfreitag mit familiärem Hintergrund. Der Täter wahrscheinlich der Sohn der betroffenen Familie,... ach und Mitglied eines Schützenvereins. 18 Jahre ist er, könnte natürlich sein, dass er Counterstrike auf dem Rechner hat (was ja höchst selten vorkommt, dass junge Erwachsene in dem Alter Counterstrike spielen...)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Amokläufer verbrachte Abend vor der Tat mit Killerspiel" titelt der SpOn heute. Na sowas...da habe ich schon nach der Überschrift keine Lust mehr weiterzulesen. Hoffentlich hat er sich nach dem Spielen nicht noch seine Pornobilder angesehen und sich einen von der Palme gewedelt. Gegen welche Lobbies müssten wir da alles angehen - Computerspieleindustrie, Pornoindustrie, Taschentücherkartelle...herrje.
Noch schlechter kann die Berichterstattung ja bald nicht mehr werden - zwei Wochen Empörung sage ich da nur!