Samstag, 11. Juli 2009

Social network hysteria?

Seit einigen Monaten ist eine wahre Hysterie um soziale Netzwerke ausgebrochen, der auch ich nicht entkommen konnte. Allen Anschein nach haben in den USA Facebook, MySpace und Twitter einen ähnlich hohen Stellenwert wie die klassischen Medien. Oprah Winfrey hat mehr als 1,8 Millionen Follower auf Twitter und CNNs Larry King wetteiferte medienwirksam mit dem Schauspieler Ashton Kutcher darum, wer als erster eine Millionen Follower auf Twitter erreichen würde. Natürlich sind soziale Netzwerke nicht für Celebrities gemacht, doch ihre Anwesenheit ist natürlich perfektes Marketing für die Betreiber.

Was ich mich seit einiger Zeit frage ist, warum keiner der großen Akteure des Internets eines der Social Networks einverleibt. Ich bin nicht im Bilde was Facebook und co. wert sind, doch ein Google, Yahoo oder Microsoft könnten sicherlich aus der Portokasse zuschlagen. Ich meine laut Wikipedia hat Facebook Jahreseinnahmen von 150 Millionen Dollar, eine kleine Kröte für die Großen. Warum zögern diese?

Vielleicht ist ein möglicher Grund das fehlende Konzept der langfristigen Monetarisierung. Zwar existiert gerade jetzt ein Hype und insbesondere Twitter hat drastische Zuwachsraten, doch etablieren sich die Dienste langfristig? Wer jetzt hunderte Millionen bezahlt, bezahlt evtl. viel zu viel. Vielleicht gibt es auch Schwächen die in dem Hype einfach nicht beachtet werden? Die Harvard Business School stellt fest, dass 90% der Inhalte auf Twitter von lediglich 10% der Nutzer erstellt werden. Sogar Wikipedia hat hier eine bessere Quote (15% der Nutzer erstellen 90% der Inhalte) - und Content für Wikipedia bereitzustellen ist sicherlich mit mehr Hürden verbunden als einen 140 Zeichen Tweet in die Welt zu setzen. Die Marktanalysten von Nielsen konstatieren, dass lediglich 30 bis 40 Prozent der Neuanmelder bei Twitter nach einem Monat noch dabei (=aktiv) sind. Bei Facebook und Myspace ist die Quote fast doppelt so hoch.

Vielleicht trifft Twitter den Geschmack der SMS-Generation. Twittern ist einfach und effektiv, Informationen verbreiten sich wie jüngst im Iran rasend schnell über Twitter. Andererseits ist Twitter oberflächlich. Ein Weblog z.B. kann (muss nicht) mit mehr Tiefe überzeugen, kann sich Zeit und Raum für Themen nehmen, die auf Twitter schnell mit einem bit.ly-Link abgehandelt werden. Von daher denke ich, dass weder Twitter noch Facebook noch Myspace die klassischen Webseiten und Weblogs ablösen werden. Ich denke, dass nach dem Abebben der Hypes ein Kern übrig bleiben wird, der in friedlicher Koexistenz zu den "alten" Webseiten und den übrigen Medien leben wird.

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